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Auf eine Tasse Java mit Tung Ngo

Tung, du entwickelst schon seit vielen Jahren Software für komplexe Prozesse in Industrie und Handel. Was fasziniert dich so daran?

Das, was mich schon als Kind fasziniert hat: Technik. Je kreativer, desto besser. Schon damals war ich neugierig und verspielt und habe gern experimentiert und getüftelt. Mit allem übrigens, was ich finden konnte. In einem kriegsversehrten Land wie Vietnam konnten das durchaus auch mal Gefahrenstoffe sein – was mir heute zugegeben ein wenig mulmig zumute werden lässt. Heute tüftele ich vorzugsweise mit digitalen Mitteln, was deutlich weniger explosiv aber nicht minder spannend und herausfordernd für mich ist.

Du bist derzeit viel im Bereich Smart Factory unterwegs. Welche Rolle spielt Softwareentwicklung in diesem Umfeld?

Eine große. Es geht darum, komplexe, hochgradig automatisierte Abläufe mit digitalen Mitteln weiter zu verbessern. Wichtige Stellschrauben dabei sind Skalierbarkeit, Interoperabilität, Datenmanagement und Benutzerfreundlichkeit. Gerade arbeiten wir an einem KPI-Dashboard zur Prozessoptimierung, das unter anderem darauf abzielt, Fehler im Fertigungsprozess augenblicklich transparent zu machen. Denn wenn der Produktionsfluss erstmal gestoppt werden muss, um die Ursache für einen plötzlich auftretenden Fehler zu finden, verliert der Kunde Zeit und Geld, das an anderer Stelle viel wertschöpfender eingesetzt werden könnte. Ganz zu schweigen von den Nerven, die das die Mitarbeitenden kostet.

Was ich an meiner Arbeit als Softwareentwickler so liebe, ist, dass sie meine Kreativität als Tüftler und Denker immer wieder neu herausfordert, um für reale Probleme intelligente Lösungen zu finden.

Was genau regt denn die Kreativität von euch Softwareentwickler:innen an?

Gut, dass du fragst. Grau ist nämlich alle Theorie. Viel interessanter, greifbarer und wirkungsvoller ist die eigene Erfahrung. Wer die Geschäftsprozesse seiner Kunden bis ins Detail verstehen will, muss sich die Sache aus der Nähe anschauen. Hingehen, beobachten, zuhören, Fragen stellen. So schreibt man übrigens nicht nur bessere, weil passgenauere Software, sondern erlebt den Sinn der eigenen Arbeit deutlich intensiver. Weil man sehen kann, wo und wie intelligente IT den Alltag anderer Menschen zum Positiven verändern kann. Das macht mich einfach glücklich.

Da ist sie wieder, diese Begeisterung für den technischen Fortschritt … 

… und den eigenen Beruf. Denn ehrlich gesagt brauche ich das Gefühl von Sinn, um meine Arbeit gut zu machen. Und um mit mir im Reinen zu sein, Spaß zu haben, Erfüllung zu finden. Klar gibt es in jedem Berufsleben auch Durststrecken oder Phasen von akutem Stress. Aber selbst die lassen sich besser meistern, wenn das, was man tut, für einen selbst oder auch generell eine höhere Bedeutung hat. Dazu muss man übrigens kein Einstein sein – häufig sind es ganz lebensnahe Berufe, die von großem Wert für Mensch und Allgemeinheit sind.

Was sagst du jungen Menschen, die noch auf der Suche nach ihrer Berufung sind?

Ich kenne keine Faustregel, die für alle gilt. Gut ist natürlich, wenn man die eigenen Talente und Interessen kennt. Diesen kann man dann einfach folgen. Allen, die ihren Stärken noch nicht so recht auf die Spur gekommen sind, empfehle ich, neugierig zu sein und den Mut zu haben, Dinge auszuprobieren. Mehr als gewinnen kann man dabei nicht.

Vielen Dank für das Gespräch, lieber Tung!

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