Kasseler Dokfest 2025: The Golden Cube goes to …

Micromata stiftet auch 2025 wieder das Preisgeld für den Golden Cube Award, verliehen im Rahmen der Medienkunstausstellung MONITORING auf dem Kasseler Dokfest.

Es sind oft die leisen Töne, die uns bis ins Mark erschüttern. Den tiefsten Eindruck hinterlässt oft nicht das, was uns anschreit, sondern das, was kaum hörbar zu uns spricht.

So ist es auch in der Videoarbeit ج ن ن (J-N-N) von Ginan Seidl, die uns ins Reich mesopotamischer Geister mitnimmt, die in der Vorstellungswelt der irakischen Kultur bis heute eine zentrale Rolle spielen. Subtil verwebt Ginan den ebenso alten wie gegenwärtigen Geisterglauben mit den zeithistorischen Geschehnissen in der Region, von der Diktatur Saddam Husseins über den Einmarsch der US-amerikanischen Armee bis hin zur Bedrohung durch den IS. Statt uns den Schrecken des Krieges jedoch konkret vor Augen zu führen, lässt sie ihn von alten Gemäuern, wüsten Landschaften und leeren Wohnungen widerhallen, begleitet nur vom Rauschen des Windes und gelegentlichem Vogelzwitschern.

Die Jury hat insbesondere die Zurückgenommenheit dieser Installation überzeugt, die Schlichtheit der Bilder, die ohrenbetäubende Stille. Der Golden Cube Award, dotiert mit 3.500 Euro, geht also dieses Jahr an Ginan Seidl.

Die Lobende Erwähnung erhält in diesem Jahr eine ebenfalls eher stille Arbeit. In “Is there still life?” spürt Lea-Maraike Sambale den Sinneswahrnehmungen nach, die bei der Berührung von Gegenständen entstehen, und macht sie zum Gradmesser für unsere menschliche Lebendigkeit. Denn obgleich die Oberflächen dieser Gegenstände selbst leblos sein mögen, reflektieren sie uns durch ihre Beschaffenheit, durch ihre Kälte oder Wärme, Weichheit oder Härte, Glätte oder Rauheit, dass wir selbst am Leben sind. Und sie stellt sich und uns die Frage, ob in Zeiten schwindender Berührung auch das Leben selbst zu schwinden droht.