20.06.2025

Das ganze Dorf. Bildungsgerechtigkeit als gemeinsame Aufgabe

Von links: Kerstin Forbes, Neue Denkerei – Alexander Wild, Cultural Concept® – Prof. Dr. Ann-Kathrin Arndt, Uni Kassel – Sibylle Schröder, Jule Witte, Yvonne Weber, alle Micromata – Annette Knieling, Schulamt Kassel – Cornelia Kramm-Rettberg, Future Space.

Alle reden über die Zukunft. Darum haben wir über Bildungsgerechtigkeit gesprochen. Und gefragt: Wie viel und welche Bildung braucht die Zukunft? Wie gerecht sind Bildungschancen in unserem Land verteilt? Und vor allem: Was können wir tun, um künftig mehr Menschen den Zugang zu Wissen, gesellschaftlicher Teilhabe und beruflicher Erfüllung zu erleichtern?

Dazu waren Menschen auf das Podium eingeladen, die aus ganz verschiedenen Perspektiven und persönlichen Erfahrungen darüber berichten konnten:

  • Prof. Dr. Ann-Kathrin Arndt, Inklusionspädagogik an der Uni Kassel
  • Annette Knieling, Leiterin Staatliches Schulamt Kassel
  • Yvonne Weber, Team Menschen & Kultur bei Micromata
  • Alexander Wild, Gründer von Cultural Concept®

Es moderierte Kerstin Forbes, NEUE DENKEREI Kassel. Die Organisation lag bei Cornelia Kramm-Rettberg vom Future Space.

Eine Zustandsmeldung zuerst: Die Segregation in Bildung und Gesellschaft hat zugenommen. Während an einem Ende der Skala immer mehr junge Menschen Abitur machen, fallen am anderen Ende der Skala auch immer mehr junge Menschen durch die Maschen des Bildungssystems – und verlassen die Schule im schlimmsten Fall ganz ohne Abschluss.

Welche Folgen das für unsere Gesellschaft im Allgemeinen und die betroffenen Menschen im Speziellen hat, ist mit den Worten Fachkräftemangel, Zukunftslosigkeit oder gesellschaftliche Spaltung nur sehr oberflächlich umrissen und überdies hinlänglich bekannt.

Uns interessierte vielmehr: Was können wir tun, um diese Entwicklung zu stoppen und mehr Kinder für eine vielversprechende Zukunft stark zu machen?

Jule Witte

Jule Witte

Presse & Kommunikation
presse@micromata.de

Elternhaus vs. Schule

Denn auch das ist keine Neuigkeit: Im internationalen Vergleich hängt der Bildungsweg der Kinder in Deutschland stark vom jeweiligen Elternhaus ab. Seit Jahrzehnten von der Politik als wichtiges Handlungsfeld ausgewiesen, hat sich daran bis heute gefühlt wenig geändert.

Die Verantwortung für eine solche Veränderung indes allein der Politik oder den Schulen zuzuschieben, ist natürlich erstens illusorisch und zweitens ungerecht. Zumal es zahlreiche sehr engagierte Lehrende gibt, die sich für jedes einzelne ihrer Schulkinder sehr verantwortlich fühlen.

Um eine echte und nachhaltige Veränderung herbeizuführen, sind vielmehr alle Beteiligten gefragt. Denn wie heißt es in einem afrikanischen Sprichwort so schön: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf!

Das ganze Dorf

Die gute Nachricht: Wir sind das Dorf! Denn wir alle können etwas tun. Und in der Tat, es tut sich bereits einiges: Vom Startchancen-Programm des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt über die Initiative BildungsgeRECHTigkeit bis hin zu zahlreichen Stiftungen und Verbänden wie Teach First Deutschland oder ArbeiterKind.de setzen sich viele Menschen – ob lokal oder bundesweit, beruflich oder ehrenamtlich – dafür ein, den individuellen Lernerfolg der Kinder von ihrer sozialen Herkunft zu entkoppelt und in allen Bevölkerungsschichten für Chancengleichheit, Lernmotivation und Zukunftsperspektiven zu sorgen.

Der ganze Mensch

Dabei spielt der Faktor Mensch eine zentrale Rolle. Denn das konnten gleich mehrere Podiumsgäste und Stimmen aus dem Publikum bestätigen: Es sind der und die Einzelne, die am Ende den Unterschied machen: Die Lehrerin, die für das Schulkind die Extrameile läuft, der Ausbilder, der seine Azubis ermutigt, die eigenen Stärken zu entdecken, die Personalerin, die bei Bewerbungen nicht nur Bildungsabschlüsse, sondern den ganzen Menschen wahrnimmt und wertschätzt.