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Über das Geben und Nehmen von Feedback
Feedback geben, das sagt sich so leicht. Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit, Rückmeldung so zu formulieren, dass sie vom Gegenüber gut angenommen und eine konstruktive Kraft entfalten kann.
Doch genau darum geht es uns bei Micromata: Wir geigen uns nicht etwa die Meinung, sondern wir geben uns wertvolles, wertschätzendes Feedback. Und das nicht hierarchisch von „oben“ nach „unten“, sondern auf Augenhöhe: Jede und jeder ist eingeladen, sich von jeder und jedem Feedback einzuholen, Feedback anzubieten, sich auszutauschen. Und zwar zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Jahr. Das kann entweder bilateral geschehen oder auch in Teams und Gruppen.
Ziel ist es nicht, Noten zu verteilen. Vielmehr wollen wir uns gegenseitig ein möglichst umfassendes und wahrheitsgemäßes Bild voneinander ermöglichen – im Hinblick auf die fachliche Leistung ebenso wie in Bezug auf menschliche und soziale Aspekte.
Uns geht es auch nicht um richtig oder falsch, gut oder schlecht. Unsere Feedbackgespräche zielen vielmehr darauf ab, Stärken zu identifizieren, Potenziale und Entwicklungsfelder zu erkennen sowie in den konstruktiven und lösungsorientierten Austausch über mögliche Irritationen oder Störungen zu kommen.
Feedback fördert also nicht nur die fachliche und persönliche Weiterentwicklung, es ist auch für ein gutes Arbeitsklima absolut kostbar. Weil es uns hilft, das eigene Selbstbild mit der Wahrnehmung durch andere abzugleichen. Je vielfältiger die Perspektiven sind, desto ganzheitlicher und fairer ist das Bild, das wir uns von uns selbst und unserem Gegenüber machen – so gehen wir wertschätzend miteinander um und schützen uns vor Missverständnissen oder atmosphärischen Störungen.
Feedback ist auch wichtig, um Transparenz darüber herzustellen, was wir leisten. Damit wir auch über den Tellerrand des eigenen Aufgabenbereichs hinaus verstehen können, was Kolleginnen und Kollegen auf anderen Fachgebieten alles so meistern. Nur so können wir ihnen mit unserem Urteil gerecht werden.
Vertrauen als Grundlage von Feedback
Wichtig an unserer Feedbackkultur ist uns nämlich auch, dass sie – vorbereitet und regelbasiert – von Mensch zu Mensch erfolgt, also nicht anonym. Dahinter steht die Überzeugung, dass wir miteinander reden wollen, nicht übereinander. Für uns ist das ganz klar eine vertrauensstiftende Maßnahme. Denn wir machen ganz grundsätzlich die Erfahrung: Wo Transparenz und Offenheit zuhause sind, gedeihen auch Vertrauen, Motivation und Zusammenhalt. Vorausgesetzt, dass alle das gleiche Recht auf Offenheit wahrnehmen dürfen und dass sie stets mit Wertschätzung einhergeht.
Feedback als agile Kompetenz
Darüber hinaus ist Feedback geben und nehmen eine echte Schlüsselkompetenz und ein Erfolgsfaktor für selbstorganisiertes Arbeiten. Weil es das Gefühl der Selbstwirksamkeit erhöht, Entwicklung ermöglicht und unsere Zusammenarbeit positiv beeinflusst.
Das Werkzeug Feedback fördert nachweislich:
- Reflexionsfähigkeit und Selbstwahrnehmung
- Offene und effektive Kommunikation
- Vertrauen und Zusammenarbeit
- Fähigkeiten im Umgang mit Störungen und Konflikten
- Selbstorganisation und Wirksamkeit
- Verantwortung und Entwicklung
Aus eigener Erfahrung können wir sagen: Das stimmt. Sogar diejenigen, die anfangs Sorge hatten, kritisches Feedback zu geben, haben mit Hilfe guter Vorbereitung sehr wirksame weil wertschätzende Feedbacks geben können und ihren Kolleginnen und Kollegen ein paar „blinde Flecken“ gezeigt. Insgesamt hat sich anschließend jede und jeder im Team viel stärker gesehen gefühlt – das war auch ein toller, teambildender Moment für uns alle.
So gelingt das Feedbackgespräch
Damit das Feedback geben und nehmen gelingt, sollten die Rahmenbedingungen stimmen. Hier geben wir euch ein paar praktische Tipps dazu:
- Verbindlichkeit: Feedback sollte nie zwischen Tür und Angel erfolgen. Legt im Vorfeld einen Termin fest, an dem ihr euch gemeinsam Zeit für eure Feedbacks nehmen wollt.
- Atmosphäre: Bucht einen Raum, in dem ihr eine angenehme Feedback-Atmosphäre schaffen und euch eher informell (ohne Tisch) zusammensetzen könnt.
- Rollenklärung: Wer gibt wem Feedback? Im bilateralen Gespräch könnt ihr einfach vorher festlegen, ob ihr euch gegenseitig Feedback geben wollt oder wer von euch die feedbackgebende und wer die feedbacknehmende Rolle im Gespräch einnehmen will.
In größeren Teams entscheidet ihr am besten alle gemeinsam, ob ihr euch als Gruppe Feedback geben wollt oder ob ihr die Anzahl der Feedbackgebenden auf zwei oder drei Personen begrenzt. Dies kann insbesondere bei Teams mit mehr als sechs Personen sinnvoll sein, um das Zeitfenster von 10 bis 20 Minuten pro Feedback und die Vorbereitung in einem angemessenen Rahmen zu halten. Anschließend entscheidet jedes Teammitglied für sich, von wem es jeweils Feedback erhalten möchte.
Zur Planung bei größeren Gruppen ist erfahrungsgemäß eine kurze Übersicht hilfreich. Beispiel:
- Feedbacknehmer:in
- Carmen
- Rudi
- Ulf
- Marie
- Amir
- Nadeschda
- Abschlussrunde
- Wunsch-Feedbackgebende
- Ulf, Nadeschda, Marie
- Amir, Nadeschda, Ulf
- Carmen, Rudi, Marie
- Nadeschda, Amir, Ulf
- Ulf, Carmen, Marie
- Amir, Ulf, Carmen
- alle
- Zeitraum
- 10:00 – 10:20
- 10:25 – 10:45
- 10:50 – 11:20
- 11:25 – 11:45
- 12:15 – 12:35
- 12:40 – 13:00
- 13:05 – 13:25
Hinweis: Es empfiehlt sich, die Gespräche von einer Person begleiten zu lassen, die nicht unmittelbar am Gespräch beteiligt ist. So können wir im Nachgang sicherstellen, dass die gesendete Botschaft und die gehörte Botschaft auch deckungsgleich sind.
Feedback-Kriterien: Diese ergeben sich aus fachspezifischen und aus sozialen Aspekten:
- Wissen und Können
- Komplexität und Schwierigkeit
- Haltung und Engagement
- Zusammenarbeit und Verantwortung
- Weitere fachspezifische Aspekte, die für das Team relevant sind
Moderator:in:
- Achtet auf die Einhaltung der Feedbackregeln
- Wacht über die Zeit
- Dokumentiert das Feedback für späteren Rückbezug darauf
- Nimmt keine Ergänzungen, Kommentierungen oder eigene Bewertungen vor
Feedback-Regeln: Verständigt euch auf Feedback-Regeln, die euch als Basis dienen. Beispielsweise tragen folgende Vereinbarungen zu einem wertschätzenden und lösungsorientierten Feedback bei:
Feedbackgeber:in:
- Hält sich kurz und knapp
- Belegt Feedback mit konkreten Beispielen
- Bringt Hilfsmittel mit zum Gespräch, z. B. Stimmungskarten
Feedbacknehmer:in:
- Hört aufmerksam zu
- Stellt bei Bedarf Verständnisfragen oder bittet um Erläuterung
- Vermeidet sonstige Kommentare, Bewertungen oder Rechtfertigung
Setting: Das Ambiente sollte wie gesagt eher informell sein, um eine angenehme und unterstützende Atmosphäre zu schaffen. Stellt Stühle im kleinen Kreis oder Halbkreis auf und definiert, welcher Stuhl für die feedbacknehmende Person ist. So könnt ihr nach jeder Feedbacksession durchrotieren. Die feedbacknehmende Person darf ihrerseits entscheiden, ob sie den Feedbackgeber:innen zugewandt oder abgewandt sitzen möchte, ob sie die Augen öffnet oder schließt. Ziel ist, dass ihr euch alle wohlfühlt.
Abschluss: Zum Abschluss reflektiert ihr, wie gut das (Team-)Feedback für euch funktioniert hat, ob es hilfreich und konstruktiv war: Konnte die feedbacknehmende Person etwas für sich daraus mitnehmen? Welche Erkenntnisse habt ihr ganz allgemein gewonnen? Möchtet ihr das (Team-)Feedback in dieser Art wieder durchführen? Was möchtet ihr ggf. für zukünftige Runden ändern?
Disclaimer
All dies versteht sich als Leitfaden. Er soll der Orientierung und Ermunterung dienen, Feedback als ein Instrument für die persönliche Weiterentwicklung und ein gutes Miteinander zu etablieren. Natürlich kann die Methodik auf den individuellen Bedarf des jeweiligen Teams oder Unternehmens angepasst werden.
Fazit
Wie gut und gerne wir arbeiten, hängt entscheidend davon ab, ob und wie wir uns gesehen fühlen, wie gut wir mit unseren Aufgaben und unseren Kolleg:innen zurechtkommen, ob wir eine Perspektive sehen und ob wir bei dem, was wir tun, Sinn und Erfüllung erleben.
Wer Feedbackgespräche bei sich im Team oder Unternehmen verankert, wird feststellen, dass sie positiv auf all das einwirken: Weil sie die Kommunikation verbessern, das Vertrauen stärken und Raum für persönliches und gemeinsames Wachstum eröffnen.