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Die drei Phasen der SAP‑Migrationsplanung mit KI

Die Modernisierung von SAP‑Systemen ist oft ein langwieriges Unterfangen, insbesondere wenn umfangreicher Custom‑Code, komplexe Datenbanken und zahlreiche Integrationen im Spiel sind. In einem aktuellen Projekt haben wir gezeigt, wie sich eine KI‑gestützte Herangehensweise auszahlt: Innerhalb von zwei Monaten entstand eine detaillierte Migrationsplanung für den Übergang in eine serverlose AWS‑Architektur. Der Talk2SAP‑MCP‑Server von Micromata bildet dabei das Herzstück der Analyse und erschließt SAP‑Funktionen erstmals in natürlicher Sprache.

Ausgangslage und Ziele

Unser Kunde betreibt derzeit ein traditionelles SAP‑System, das über Jahre hinweg zahlreiche individuelle Erweiterungen erfahren hat. Ziel war es, diese Landschaft in eine zukunftsfähige, skalierbare AWS‑Umgebung zu überführen, ohne wertvolle Eigenentwicklungen zu verlieren. Gleichzeitig sollte die bestehende Frontend‑Anwendung weiter genutzt und bereits vorhandene Komponenten der Zielarchitektur berücksichtigt werden.

Um die Migration bestmöglich vorzubereiten, wurden in dem Projekt zunächst 3 entscheidende Phasen durchlaufen:

Phase 1: Analyse mit dem Talk2SAP‑MCP‑Server

In der Analysephase wurde der gesamte Custom Code des SAP‑Systems untersucht. Dabei kamen Tools wie der Talk2SAP‑MCP‑Server zum Einsatz, der es ermöglicht, den Quellcode über natürliche Sprache zu explorieren und inhaltliche Abhängigkeiten zu erkennen. Die wichtigsten Schritte:

  • Clustering von über 100 SAP‑Packages,
  • Untersuchung von mehr als 70 Datenbanktabellen, knapp 1 Mio. Zeilen ABAP‑Code und einer Vielzahl an Schnittstellen zu externen Systemen,
  • Dokumentation der gefundenen Abhängigkeiten, Datenflüsse und Systemgrenzen für die weitere Verwendung in den folgenden Phasen.

Phase 2: Planung der Zielarchitektur

Auf Basis der Analyse wurde eine konkrete Zielarchitektur erarbeitet. Dabei flossen sowohl die Ergebnisse der Bestandsaufnahme als auch die Anforderungen an eine moderne Cloud‑Lösung ein:

  • Nutzung serverloser AWS‑Services, um Skalierbarkeit und Kosteneffizienz sicherzustellen.
  • Integration der bestehenden Frontend‑Anwendung und Wiederverwendung vorhandener Komponenten in der neuen Infrastruktur.

Phase 3: Planung der Migration

Die Erkenntnisse aus den ersten beiden Phasen mündeten in eine detaillierte Migrationsplanung. Aus den analysierten Komponenten wurden insgesamt 15 Epics mit passenden User Stories abgeleitet. Diese User Stories deckten den gesamten Migrationsprozess ab – von der Anpassung des Custom Codes über die Datenmigration bis hin zur Integration externer Systeme. Die wichtigsten Eckpunkte:

  • Strukturierung der Migration entlang der identifizierten SAP‑Packages und deren Abhängigkeiten,
  • Einsatz von Automatisierung, wo immer möglich, um manuelle Aufwände zu minimieren,
  • Berücksichtigung des technischen Onboardings: Alle beteiligten Entwickelnden wurden frühzeitig in die neuen Tools und Architekturen eingeführt, was die reibungslose Umsetzung ermöglichte.

Projektergebnis

Die Migration wurde innerhalb von nur zwei Monaten nach dem Kick-off vollständig geplant. Der konsequente Einsatz des Talk2SAP‑MCP‑Servers während des gesamten Vorprojekts, die enge Abstimmung mit den Entwickelnden und die klare Strukturierung in Epics und User Stories trugen wesentlich zum Projekterfolg bei. Durch die Berücksichtigung bestehender Komponenten und die sorgfältige Architekturplanung konnte eine zukunftssichere, serverlose Umgebung in AWS konzipiert werden. Die im Projekt erzielten Erkenntnisse zeigen, dass eine SAP-Migration nicht zwingend langwierig und riskant sein muss, sondern mit einer systematischen Vorgehensweise schnell und effizient umgesetzt werden kann.

KI‑basiertes Vorgehen und seine Vorteile

Unsere Analyse- und Planungsphase wurde maßgeblich durch KI unterstützt. Dadurch ergaben sich mehrere konkrete Vorteile für den Kunden:

  • Geschwindigkeit: Die KI verarbeitet in kurzer Zeit große Datenmengen und beschleunigt die Analyse erheblich. Dadurch konnten wir bereits nach wenigen Wochen eine fundierte Migrationsplanung vorlegen – deutlich schneller als mit konventionellen Methoden.
  • Detailgrad: Die automatisierte Analyse untersucht tausende Zeilen ABAP-Code, dutzende Datenbank-Schemata und bei Bedarf zusätzliche Projektdokumente. So entsteht ein sehr detailliertes Gesamtbild des Systems, das rein menschliche Teams in dieser Tiefe kaum in derselben Zeit erreichen können.
  • Human in the Loop: Trotz Automatisierung bleibt der Mensch jederzeit im Entscheidungsprozess. Unsere Experten können in jeden Analyse- und Planungsschritt eingreifen, Zwischenstände überprüfen und Prioritäten anpassen. Damit ist sichergestellt, dass die KI-Ergebnisse zielgerichtet genutzt werden.
  • Lebende Dokumentation: Die erstellten Analyse- und Planungsergebnisse dienen als „lebende Dokumente“. Neue Informationen oder Änderungen fließen kontinuierlich ein und die KI prüft automatisch auf Inkonsistenzen oder Widersprüche im Gesamtprojekt. So bleibt die Dokumentation stets aktuell und aussagekräftig und bildet die optimale Voraussetzung für eine KI-gestützte Umsetzung der Migration.

Menschliche Expertise bleibt unverzichtbar

So leistungsfähig KI-gestützte Tools auch sind, Architekturentscheidungen und Umsetzungspläne werden bei uns stets von erfahrenen Fachleuten geprüft und freigegeben. KI übernimmt die zeitaufwändige Grundlagenarbeit – zum Beispiel das Durchforsten von Codebeständen und die Erstellung erster Architekturvorschläge. Doch finale Entscheidungen treffen Menschen. Dadurch können sich unsere Expert:innen auf die wesentlichen Kernfragen konzentrieren, wie etwa die optimale Zielarchitektur oder die Bewertung technologischer Alternativen.

Dabei fließt unsere jahrelange Erfahrung aus “klassischen” Migrationsprojekten kontinuierlich in die Weiterentwicklung unserer KI-Tools ein. So ergänzen sich Erfahrung und Expertise mit Pioniergeist und modernsten Technologien optimal.

Fazit

Die Verbindung aus KI-gestützter Analyse und menschlicher Expertise ermöglicht einen effizienten und qualitativ hochwertigen Planungsprozess für SAP-Migrationen. Das standardisierte Vorgehen mithilfe des Talk2SAP-MCP-Servers ermöglicht einen schnellen Zugang zu den Ergebnissen der KI und eine einfache Weiterverarbeitung der Informationen in darauf folgenden Projektphasen.

Im vorgestellten Projekt führten diese Methoden zu einer detaillierten Migrationsplanung mit mehreren Epics und User Stories, die nun die Basis für die bevorstehende Umsetzung bilden. Die eigentliche Migration des SAP-Systems steht noch aus; dank der sorgfältigen Vorbereitung können wir sie nun zielgerichtet und risikoarm angehen.

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