
Vom 08. bis 11. Oktober 2018 hatten Schülerinnen aus Kassel bereits zum vierten Mal Gelegenheit, im Workshop „Girls Go Informatics“ IT-Luft zu schnuppern. Solche Angebote sind wichtig, wenn man den Frauenanteil in technischen Berufen steigern möchte.
Frauen in technischen Berufen sind noch immer in der Minderheit. Zwar ist laut Bundesagentur für Arbeit ihr Anteil im letzten Jahr stärker gestiegen als der der Männer, dennoch bleiben sie mit 15 % Prozent am Gesamtvolumen immer noch weit hinter ihren männlichen Berufsgenossen zurück.
Vor dem Hintergrund des bundesweiten Fachkräftemangels, von dem auch und insbesondere die MINT-Berufe betroffen sind, legt diese Zahl nahe, dass es gleichermaßen Handlungsbedarf und Grund zur Hoffnung gibt.
IT-Girl statt It-Girl
Denn wie man heute längst weiß, liegt es bei den jungen Frauen nicht etwa an mangelnder Begabung oder fehlendem Interesse für technische und naturwissenschaftliche Themen, sondern vielmehr an einer Gemengelage an Vorurteilen und jahrzehntelang eingeübten Stereotypen, welche Berufe angeblich eher weiblich und welche angeblich eher männlich sind.
Um solche Klischees abzubauen, sind nicht nur Bildungsanstalten wie Schulen und Hochschulen gefragt, sondern auch die Wirtschaft selbst, die mit den passenden Konzepten und Angeboten einiges für den weiblichen Nachwuchs tun kann.
Ein beispielhaftes Format für den Raum Kassel ist „Girls Go Informatics“. Die Gemeinschaftsinitiative der Universität Kassel, des MINT Werra-Meißner-Kreises e. V. und der Micromata GmbH macht es sich zur Aufgabe, Schülerinnen zwischen 15 und 18 Jahren einen substanziellen Einblick in das Fach Informatik zu geben: Im Rahmen eines mehrtägigen Workshop bekommen sie Gelegenheit, sich dem Gebiet IT auf spielerische und niederschwellige Weise zu nähern – und festzustellen, dass Programmieren kein Hexenwerk ist, sondern eine Disziplin, die auch ihnen spannende und kreative Perspektiven bietet.

Der richtige Mix aus Theorie & Praxis
Das Programm besteht nur aus so viel Theorie wie nötig und so viel Praxis wie möglich. Nach einer kurzen Einführung in die Grundkonzepte der Programmierung entwickeln die Teilnehmerinnen unter fachlicher Betreuung ein kleines Computerspiel – und erfahren so mithilfe der Programmiersprache Processing, wie viel Potenzial nicht nur in der Informatik, sondern auch in ihnen selbst verborgen liegt.
Mehr davon
„Um junge Frauen nachhaltig für das Fach Informatik zu begeistern, bedarf es vieler solcher Angebote“, so Ann-Kristin Doerfel, Softwareentwicklerin bei Micromata und fachliche Betreuerin des Projekts. „Denn wenn wir möchten, dass sich mehr junge Frauen für einen MINT-Beruf entscheiden, müssen wir ihnen auch praktische Entscheidungshilfen an die Hand geben.“
Girls Go Informatics findet seit 2017 zweimal jährlich im April und im Oktober statt.