Aus dem Tagebuch einer Mutter im Remote Office

Schreibtischansicht unserer Projektleiterin Stephanie aus dem Home Office

Kinder und Beruf unter ein Dach bringen? Kleinigkeit! … dachte ich. Da wusste ich aber auch noch nicht, dass ich mehrere Wochen am Stück gleichzeitig Projektmanagerin, Lehrerin, Köchin, Coach und gute Freundin sein würde.

Hier ein exemplarischer Logbucheintrag aus meinem Remote-Alltag. Ich widme ihn allen Eltern, die jetzt in einer ähnlichen Situation sind wie ich, oder deren Alltag jetzt noch viel größere organisatorische Herausforderungen mit sich bringt als der meine.

O8:00 Guten Morgen!

08:30: Erstmal Frühstück … Kaffee! Da der Weg zur Schule und ins Büro entfällt, haben wir dafür etwas mehr Zeit als üblich, was auch mal schön ist. Wir nutzen sie, um zu besprechen, welche schulischen Themen für die Kinder derzeit anstehen. Aufgaben sind reichlich da, allein die Lust mag sich noch nicht so richtig einstellen. Deshalb starten sie ihren Tag einfach mit etwas körperlicher Bewegung.

09:00 Telegymnastik 4.0

Die Kinder machen also Sport – vor dem Fernseher. Nein, kein Binge Watching und auch kein Couch Surfing, vielmehr das Mitmach-Programm von Alba Berlin, das hebt die Laune! Und ich bin froh, dass es heute so viel mehr gibt als noch im glorreichen Zeitalter der Telegymnastik. Kennt das außer mir noch wer? Apropos, wo ist eigentlich mein perlmuttfarbiger Aerobic-Anzug von damals? Ob ich meine Kinder damit erschrecken könnte?

Für mich heißt es: Ab in den Keller, wo ich mein improvisiertes Büro bezogen habe. Und wo mich schon der kleine Buddha erwartet, der normalerweise hier meine Yoga-Selbstversuche beschmunzelt. „Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus“. Danke Buddha, du bringst es wie immer auf den Punkt.

Ich lege los. Auf meinem Plan für heute steht das Monats-Reporting für den Kunden, Abrechnung und Controlling.

Konzentriertes Arbeiten also …

10:30 Une petite leçon française

… bis pünktlich um 10:30 das erste Problem leibhaftig mit der Tür ins Zimmer fällt: Französisch-Vokabeln!

ein aufgeklapptes Französisch-Lernheft und ein Bleistift liegen auf deiner Laptop-Tastatur

Der Albtraum meiner Tochter! Eine Petitesse indes für mich, zum Glück – wozu hat man schließlich Französisch studiert?! Et voilà, ich sage zu ihr „Je t’aide Madame, mais fais-moi une faveur et frappes à la porte la prochaine fois s’il te plaît“ (und wiederhole das sicherheitshalber nochmal auf Deutsch). Super, so hat sie auch gleich was fürs Leben gelernt: Anklopfen ist Pflicht – nicht nur heute, sondern auch in Zukunft; und zwar zuhause genauso wie überall sonst. Nettiquette ist schließlich genauso wichtig wie ein ordentlicher Wortschatz, n’est-ce pas? Zum Glück ist sie nicht mit den Newton’schen Gesetzen ins Zimmer geplatzt, dann hätte mir die Weisheit meines kleinen Buddhas nämlich nicht viel genutzt.

10:45 Remote Daily Scrum

Daily Scrum mit den Kollegen. Statt in der üblichen Runde um den Stehtisch treffen wir uns im Videochat. Das funktioniert zugegeben ziemlich gut – auch wenn es nicht ganz das gleiche ist, wie „in echt“ miteinander zu sprechen. Um das operative Geschäft zu organisieren reicht es aber allemal: Wer macht gerade was? Was wollen wir in welcher Zeit schaffen? Was will der Kunde? Wer braucht Hilfe? Gibt es bestimmte Herausforderungen – und wenn ja, wie meistern wir sie?

11:00 Konzentration bitte!

Um 11:00 wieder Vertiefung in das Projekt. Das funktioniert dank der digitalen Möglichkeiten heutzutage ja sehr gut. Tools wie Jira und Confluence ermöglichen nicht nur eine agile Koordination von Aufgaben, sondern auch die Einbindung des Kunden. So hat er stets die Möglichkeit, direkt dabei zu sein, wenn er das möchte, und verliert zu keinem Zeitpunkt den Kontakt zum Team. Videochats, Mails und Telefonate tun ihr übriges, um die Verbindung untereinander und mit dem Kunden aufrecht zu erhalten.

11:45 Ananda Balasana oder das glückliche Kind

Zehn Minuten Remote-Sport mit den Kollegen. Yoga steht auf dem Programm – noch so ein Steckenpferd von mir. Also turne ich vor, die Kollegen turnen nach: Sonnengruß, Katze und Kuh, Kobra, Krieger, Rockstar Pose. Besonders großen Spaß haben die Kleinen, die es sich natürlich nicht nehmen lassen, mitzumachen. Ob wohl mein Telegymnastik-Anzug diese Erheiterung noch steigern könnte? Ich werde ihn einfach mal suchen.

12:00 Nudelsalat à la Italia statt Reisefreiheit

Gemeinsames Mittagessen. Wenn wir nicht in die Welt hinaus können, holen wir uns die Welt ins Haus. Da wir unseren italienischen Nudelsalat zuhause selbst zubereiten, fällt es länger aus als im Büro. Da so etwas aber selten genug vorkommt, freuen wir uns über die zusätzliche gemeinsame Familienzeit.

13:00 Willkommen in der Manege!

Wieder am Schreibtisch. Ich bin zuversichtlich, mich bis 15:00 Uhr ungestört auf das Projekt fokussieren zu können. Okay, nicht ganz bis 15:00 Uhr, sagen wir bis 14:00 Uhr – schließlich bin ich Realistin. Realistisch betrachtet ist es genau 13:15, als mein Sohn flummiartig vor dem Fenster auf- und abzuhüpfen beginnt: „Mama … kannste kurz … am Fester gucken? … Ich hab ‘ne Show vorbereitet … auf ‘m Trampolin … Bitte, nur kurz …“. Na gut, also verhandeln wir: Ich schaue mir seine kleine Show an, dafür macht er im Anschluss seine Mathe-Aufgaben gewissenhaft fertig – bevor sie eines Tages ihn fertig machen. Und ich bekomme noch bis 15:00 Uhr absolute Ruhe zum Arbeiten. Merci und Namaste!

Ein Gartentrampolin, auf dem ein Kind hüpft, von dem nur die Füße zu sehen sind

15:00 Schlussbetrachtung

Remote Office ist schon lange gelebte Praxis bei Micromata; wir alle machen gelegentlich davon Gebrauch, wenn z. B. Handwerker im Haus sind, die Schule früher schließt oder ein Familienmitglied Vor-Ort-Unterstützung braucht. Deshalb trifft uns die akute Situation nicht völlig unvorbereitet – ein Segen!

Und Zeit, dafür mal Danke zu sagen. Danke Micromata, dass du neuen Arbeitsformen offen gegenüberstehst. Dass du auch mal was ausprobierst. Dass du uns vertraust und dass du unsere Work-Life-Balance achtest. Jetzt zeigt sich, wie richtig du damit liegst.

Stephanie Wegner

Stephanie Wegner

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