Qualitätsmanagement vs. Qualitätssicherung

UX-Designerin Julia Reuter schreibt etwas an ein Whiteboard, fotografiert durch eine Glasscheibe

In jedem Projekt stellt sich die Frage: Wie sichern wir die Qualität der Entwicklung? Der Kunde möchte ja sichergehen, dass die Applikation am Ende so funktioniert, wie es von ihm gewünscht ist. Was wir brauchen, ist also ein wirksames Qualitätsmanagement.
Häufig ist allerdings nur von Qualitätssicherung die Rede; möge sie Sorge dafür tragen, dass alles zur Zufriedenheit des Auftraggebers verläuft. Allerdings hat dies so seine Tücken, da die Qualitätssicherung natürlich nur diejenige Qualität messen kann, die mit den Anforderungen und Spezifikationen zu Anfang eines Projektes festgelegt worden ist.

Qualitätsmanagement setzt früher an

Demgegenüber steht der Begriff des Qualitätsmanagements für einen ganzheitlicheren Ansatz. Dieser setzt im Vergleich zur Qualitätssicherung schon früher an und bezieht bereits die Initialisierungsphase eines Projektes mit ein. Eine der ersten neuralgischen Stellen, an der die Qualität eine maßgebliche Rolle spielen sollte, ist die Zieldefinitions- bzw. Anforderungserstellung. Hier gibt es unterstützende Werkzeuge, wie die SMARTe-Zieldefinition oder Anforderungsmanagement nach internationalen Standards.
Unterstützend zu den meist frei formulierten Fließtexten können Datenflussdiagramme, Zustandsübergangsdiagramme, Übergangstabellen, Satzschablonen oder Regeln für Handlungsanweisungen eingesetzt werden.
Die so erstellten Anforderungen können dann in einem ersten Schritt mit allen Betroffenen geprüft werden. Auch hier gibt es Werkzeuge wie zum Beispiel die Fagan Inspection (siehe auch das Software Formal Inspections Guidebook). Im Rahmen der Fagan Inspection wird ein Dokument unter bestimmten Gesichtspunkten geprüft. Diese werden jedem Leser mitgegeben und können zum Beispiel so aussehen:

  • Rauschen: Ein Satz enthält überflüssige Informationen
  • Fehlender Inhalt: Ein Satz ist inhaltlich unvollständig
  • Über-Spezifikation: Die Anforderung gibt die technische Lösung vor statt die Aufgabenstellung zu beschreiben
  • Widerspruch: Zwei Aussagen stehen im Wiederspruch zu einander
  • Doppeldeutigkeit: Die Anforderung/Spezifikation kann in verschiedene Richtungen verstanden und realisiert werden
  • Wunschdenken: Die Formulierung ist schwammig und es ist nicht klar, wie die Realisierung gemessen werden kann
  • Vorwärts-Referenz: Es wird auf Dinge referenziert, die erst später im Dokument beschrieben werden
  • Puzzle: Die Anforderungen sind unstrukturiert im Dokument verteilt

Ganz bewusst werden hier nicht Dinge wie Rechtschreibfehler, unschöner Satzbau oder ähnliches berücksichtigt. Eine Verbesserung an solchen Stellschrauben führt nämlich nicht zu einem qualitativ besseren Produkt.
Sind die Anforderungen nun qualitativ geprüft worden, ist es an den Entwicklern, diese mit einer Spezifikation zu beantworten. Diese wird derselben Prüfung unterzogen wie zuvor beschrieben das Anforderungsdokument.

Vorteile eines professionellen Qualitätsmanagements

Dieses zweistufige qualitätssichernde Vorgehen zu Beginn des Projektes bietet verschiedene Vorteile:

Hier erfahren Sie mehr über das Micromata-Projektmanagement.

(Tobias Pressel, Projektleiter bei Micromata)

Tobias Pressel

Tobias Pressel

Scroll to Top