TECH TALK: Die Welt der Headless CMS

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In letzter Zeit liest man in den einschlägigen Blogs immer öfter von so genannten Headless CMS. WordPress kann es, Drupal kann es auch. Gemeint sind damit schlanke CMS*, die durch die Trennung von Frontend und Backend  ein Mehr an Flexibilität und Dynamik für Webanwendungen bringen. In der Frontendentwicklung gehören sie damit augenblicklich zu den vielversprechendsten Beiträgen in Sachen Lean Architecture und Skalierbarkeit.

Headless CMS vs. klassische CMS

Der wichtigste Unterschied eines Headless CMS zu einem klassischen CMS ist folgender: In einem klassischen CMS werden die redaktionellen Inhalte einer Homepage in einem Backend eingestellt, dort von einer Datenbank (zumeist MySQL) organisiert und dann mithilfe von Formatvorlagen (Templates) anschließend im Frontend über den so genannten View in der gewünschten Weise dargestellt. Die Nutzeroberfläche des Backends ist dabei so gestaltet, dass für die Einstellung von Inhalt keine Webdesign- oder Programmierkenntnisse nötig sind. Plastisches Beispiel für diese Funktionsweise ist etwa der Blog, der von Redakteuren und Bloggern gepflegt werden kann, ohne dass diese dafür der Softwareentwicklung mächtig sein müssen. Online-Zeitungen und Onlineshops sind weitere Beispiele für die häufige Umsetzung dieses Konzept.

Aber es gibt eine Kehrseite der Medaille. Und das ist die monolithische Verknüpfung von Frontend und Backend. Diese macht es zwar möglich, nicht nur den Inhalt, sondern auch das Erscheinungsbild einer Webseite ohne Programmierkenntnisse zu verändern, ist aber auch ein Nachteil, insofern man an die Vorgaben des Systems gebunden ist, beispielsweise die Programmiersprache, in der es verfasst ist.

Eine kopflose Idee?

Bei einem Headless CMS ist das anders. Hier fehlt der View zur Darstellung im Frontend – deshalb bezeichnet man es auch als headless. Und damit entfällt auch die monolithische Verknüpfung von Frontend und Backend. Stattdessen bietet das Headless CMS eine Schnittstelle, über welche die Inhalte für das Frontend gezogen und dort individuell dargestellt werden können. Bei dieser Schnittstelle handelt es sich um ein RESTful* API *(Representational State Transfer-Application Programming Interface), das schlank gebaut und sehr anpassungsfähig ist. Kommuniziert wird über HTTP-Requests wie PUT, GET, POST oder DELETE. Dabei ist es prinzipiell egal, in welcher Programmiersprache das Frontend verfasst ist – alles ist dank der intelligenten Schnittstelle kompatibel. Für die Frontendentwicklung an sich bedeutet das wesentlich mehr Gestaltungsfreiraum – denn wo es kein Korsett gibt, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Ausblick

Beispiel für ein Headless CMS ist etwa Directus, eine Open-Source-Lösung, deren Features im Einzelnen hier nachgeschlagen werden können. Für die großen klassischen CMS unserer Zeit sind Headless CMS natürlich einganz neuer Impuls, haben sie doch über Jahre den klassischen Ansatz perfektioniert und erzielen damit anhaltend hohe Akzeptanz.  So hat WordPress mittlerweile einen Marktanteil von ca. 60% und sich seit 2003  stark weiterentwickelt. Der Funktionsumfang wurde beständig größer, vielseitiger und allumfassender.

Die API-basierte Headless-CMS-Bewegung will von diesem All-in-one-Ansatz wieder weg, Frontend und Backend wieder entkoppeln und so für mehr Freiraum und Flexibilät bei der Programmierung und bei der redaktionellen Pflege sorgen. Ob und was sich am Ende durchsetzen wird, oder ob beide Ansätze gleichberechtigt koexistieren werden, ist zu Beginn einer neuen Entwicklung immer schwer vorauszusagen. Sicher ist, dass jeder neue Ansatz Bewegung in die Sache bringt und auch für bestehende Systeme Innovationsimpulse freisetzen kann.

*Content Management System

(jw)

Andy Bestvater

Andy Bestvater

Scroll to Top